Wir erhielten die Nachricht, dass Nataschas Tochter uns für 2 Tage zu sich nach hause eingeladen hat und machten uns vormittags auf den Weg. Ich hatte gehört, dass es bis zu Nataschas Einfamilienhaus eine ziemlich weite Strecke ist. Wir fuhren also etwa die Hälfte der Strecke per Taxi durch das winterlich verschneite Nowosibirsk, dann holte uns Natascha von unterwegs mit ihrem Skoda ab, wir kauften noch etwas ein und waren dann quasi außerhalb der Stadt in Sibirien, denn rechts und links säumten schon Birken- und Nadelwälder die Straße.
Als ich nach dem Namen der Siedlung fragte, in der sie wohnen, wurde ich eines besseren belehrt, die Ortschaft ist noch Nowosibirsk, 30 km vom Zentrum entfernt.
Ein Holzverkleidetes Einfamilienhaus und Iwan (Nataschas Mann) und die 12-jährige Kira, ihre Tochter, erwarteten uns. Ein sehr freundlicher Empfang , viel Fragen und dann habe Mutter und Tochter, die beiden Nataschas, das Zimmer noch etwas gemütlicher beleuchtet und begonnen ein schönes Essen vor zu bereiten.
Nichtsdestotrotz wurden wir auch von den anderen Hausbewohnern beäugt, beschnuppert und begrüßt. Man sah ihnen an, dass sie auch gern gestreichelt werden wollten: Der Hund Ostin, die ziemlich große Katze Flox und die kleinere Katze Jalta.
Was ich ebenso nicht bemerkt hatte, der Hund Ostin hatte durch eine Krankheit beide Augen verloren, sie sind einfach körperlich nicht mehr da. Das merkt man aber im Alltag kaum, er tollt mit den Katzen herum und schlüpft auch nach draußen in den Garten, trotz 20 Grad Minus, wartet geduldig, bis ihm jemand die Haustür wieder aufmacht. Die Katzen natürlich ganz ähnlich.
Nicht wirklich überrascht war ich, als ich erfuhr, dass sich die Familie natürlich eine Banja gebaut hat. Überhaupt haben sie an und in ihrem Haus und Garten sehr viel selbst gebaut, quasi so, wie ich zu hause auch.
Dann wurde mir die große Bedeutung der russischen Banja, das russische Badehaus, erklärt und wie wichtig es ist, wöchentlich nicht etwa nur den ganzen Körper zu reinigen, sondern auch das Innere und die Seele gesund zu halten. Ich wurde natürlich gebeten, das Ganze auch noch auszuprobieren und mich davon zu überzeugen. Die Banja war längst mit Holz eingeheizt und ein Umkleideraum, ein Vorraum, von dem man dann die eigentliche Banja betritt. Ein Blick auf das Thermometer in Brusthöhe ergab: knapp 70 Grad. Iwan gab sich Mühe mir Laien den genauen Ablauf der Prozedur und dessen Sinn zu erklären. Er war quasi mein Bademeister. Auf unterer Stufe erst einmal erwärmen, dann höher und höher und lockern, dass sich die Poren öffnen. Wem es dann zu warm geworden war … im Umkleideraum wieder etwas reklimatisieren, etwas abtrocknen und schließlich das ganze wieder von vorn.
In den Reklimatisierungspause war viel Zeit zum unterhalten. Wir tauschten uns über Krieg, Völkerfreundschaft und Frieden aus. Am Ende bat mich Iwan ausdrücklich in meinem Blog noch einmal darauf hinzuweisen: Die russische Kultur, das russische Volk hat kein Interesse an einem Überfall auf andere Länder und Krieg, im Gegenteil. Was aber im russischen Volk tief verwurzelt ist, die Angst vor dem wieder aufkommenden Faschismus, das vergisst hier niemand und dagegen wehrt man sich.
Am nächsten Tag blieben wir dann noch fast bis zum Dunkelwerden als uns Natascha wieder weit in Richtung Innenstadt fuhr. Wir hielten an einer Metrostation, die in Richtung nach hause zu ihrer Schwester fuhr und so lernte ich auch noch einmal die Nowosibirsker Metro kennen. Das letzte Stück eine Marschrutka Nr. 364, ein Kleinbus, 10 km für umgerechnet 60 Cent.