Volkssport

In Sotschi im Stadtteil Sirius befindet sich das Gelände der Olympischen Winterspiele 2014. Die vielen Veranstaltungshallen stehen jetzt der Allgemeinheit zur Verfügung.
Wir hatten herausgefunden, dass es an zwei Tagen einen Wettbewerb von Nachwuchssportlern (Kinder und Jugendliche) in der großen olympischen Eissporthalle aus allen Teilen Russlands gibt. Einzel und Paarlaufen wurde vorgeführt und der Eintritt war kostenlos. Die meisten Zuschauer waren offensichtlich die Eltern von den Kindern und Jugendlichen, die am Wettbewerb teilnahmen. Rein optisch waren die Jungen und Mädchen im Alter von 5 bis 14 Jahren. Eiskunstlaufen ist wahrscheinlich in Russland so eine Art Volkssport. Die Kinder sind in Sportgemeinschaften organisiert, ihre Trainerinnen und Trainer waren bei ihren Schützlingen ganz offensichtlich dabei, haben ihnen vor dem Start und beim „Einlaufen“ vor ihrer Kür Hinweise gegeben und Mut gemacht. Je nach Alter waren ihre Vorführungen so zwischen 3 und 7 Minuten, natürlich in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und wurden vom Publikum mit Beifall und Rufen belohnt, auch wenn die eine oder andere Figur manchmal mit einer Landung auf dem Eis endete. Ich selbst bin kein so ein großer Interessent dieses Sports, war aber erstaunt, was selbst die Jüngsten schon zu Stande brachten.

Zufälligerweise zeigte mir Natascha ein Video von einem professionellen Eiskunstpaar. Die Vorführung war von einer Weltmeisterschaft in Helsinki. Das besondere an diesem Paar war, dass der junge Mann blind ist. Seine Partnerin gab ihm bei der Vorführung durch Körperkontakt und durch Worte die Orientierung auf der Eisfläche. Das habe ich aber nur durch das Erzählen von Natascha erfahren und dann auch einen Begleittext dazu gelesen. Wenn man sich das Ergebnis ansieht ist schier fast unmöglich für einen Laien wie mich, das zu merken.
Alles in Allem haben wir vielleicht 3 Stunden im Eissportpalast dort zugebracht, es war ein außergewöhnliches Erlebnis!

Der Begleittext:
Andrei, ein Tänzer, ist seit seiner Kindheit blind. Während eines Brandes zu Hause sprang seine Mutter, die ihn im Arm hielt, aus dem 7.Stockwerk. Dabei kam sie ums Leben, und der kleine Andrei erblindete aufgrund von Blutungen in seinen Augen. Seine Mutter war vor ihrem Tod Schlittschuh gelaufen, und auch Andrej liebte das Schlittschuhlaufen. Auch wenn er nichts mehr sehen konnte, tanzte er mit Begeisterung weiter. Bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Helsinki tanzte er mit seiner Partnerin den berühmten Tango „La Cumparsita“!
Seine Ohren können Geräusche und Entfernungen um ihn herum messen wie eine Fledermaus. Die Tänzerin ist mit ihm sehr verbunden, sie hat mit ihm getanzt und den größten Teil des Tanzes geführt, während der blinde Tänzer ihr durch die komplizierten Bewegungen folgte. Wer hätte gedacht, dass er 22 Frakturen in seinem Körper hatte…

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